Über die Soers

 

Nur wenige Ortsbezeichnungen im Deutschen Sprach- und Geographiebereich werden bei Nennung mit dem Artikel versehen. Man sagt: Die Soers. Diese Soers ist mehr als nur die weltweit bekannte Austragungsstätte eines alljährlichen, internationalen Pferdesportereignisses des ALRV oder von Fußballspielen der Alemannia Aachen. Wenn man nicht nur mit den Augen von Sportfans, sondern auch mit der Sensibilität von Naturliebhabern auf das Erscheinungsbild des Soerser Tales schaut, gewinnt man den Eindruck des eigentlichen, reizvollen Charakters dieser kleinteiligen Kulturlandschaft. In einer einzigartigen Natur mit typischer Fauna und Flora präsentiert sich dieses Feuchtgebiet eher lieblich, auch wenn sich an seinen Rändern dichte Bebauung von Wohnhäusern, Industrie und Sportstätten drängen und scheints mit aller Gewalt in die freie Fläche vordringen wollen. Vom Lousberg aus, der mit seiner Buchenallee als "Balkon der Soers" die süd-westliche Naturgrenze der Soers darstellt, bietet sich die Soers dem Betrachter als reizvolles Naherholungsgebiet an, welches zukünftig durch den "Weißen Weg" besser zugänglich werden wird. Als Kaltluftsammelbecken beeinflußt die Soers das Aachener Stadtklima im Sinne eines Frischluft-Erneuerungsreservoirs wesentlich.   

 Soerser Haus

 

Das Untersuchungsgebiet

Die Soers im heute unmittelbaren Stadteinzugsgebiet von Aachen war einmal ein eher "verschlafenes" Grünland mit allenfalls bäuerlicher Nutzung, welches man wegen des beschwerlichen Zugangs und wegen des feuchten Klimas früherer Zeiten lieber mied. Diese durch Auswaschung entstandene Talsenke ist von Bergen wie Lousberg und Salvatorberg, Wingartsberg und Berensberg, aber auch durch den künstlichen "Alten Bahndamm" so abgeschlossen, daß die Wurm als Abfluß aller Aachener Fließgewässer nur mit Mühe durch die "Wolfsschlucht" nach Norden drängt, nachdem ihr der Wildbach aus der Soers zugeflossen ist.
 
Wenn Karl der Große an der Aachener Pfalz Hof hielt, diente das Soerser Hinterland als Lebensmittelspeicher der Versorgung mit Nahrung. Ab dem 13. Jahrhundert stand das "Soerser Haus" als Wasserburg beim Geschlecht Puls von der Soers im Mittelpunkt des Soerser Interesses, ehe "Daem von der Sorsen" 1461 das Soerser Haus an Liesbeth von der Soerse und ihren Ehemann Johan Buter verschenkte. Das Soerser Quartier gehörte bis Ende des 18. Jahrhunderts zum Territorium der damaligen freien Reichsstadt Aachen. In Zeiten der Industrialisierung war das Wildbachwasser für einige Färbereien lebenswichtig, die sich in früheren Mühlen etablierten. Wohnbebauung hielt sich in Form von Sommersitzen begüterter Aachener in Grenzen. Erst der Bau der Aachener Kläranlage Anfang des 20. Jahrhunderts, die Zunahme der Bedeutung von Reitsport und Fußball ("Touristisches Portal Aachen´s") und die Errichtung der mächtigen Justizvollzugsanstalt haben das öffentliche Augenmerk auf die Soers gelenkt. Folgerichtig entstanden Verkehrsadern, welche die Soers fraktionierten, weshalb Bürger und Bürgerinnen nach dem Zweiten Weltkrieg ein enormes Zuzugsinteresse entwickelten, sodaß Vorstadtparzellierung und Einfamilienhaus-Bebauung begannen.
 
Kulturlandschaften wie die Soers werden stets als historisch gewachsene, oft sehr liebliche, anthropogen beeinflusste Naturschönheiten betrachtet, die es im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes § 2 Abs.1, Nr.14 BnatschG (3. April 2002) zu schützen gilt. Deshalb unterliegt das Soerser Tal dem Landschaftsschutz und entspricht damit der Novellierung des Raumordnungsgesetzes 1996, worin die Erhaltung gewachsener Naturlandschaften erstmalig ausdrücklich als ein Grundsatz der Raumordnungspolitik verankert ist; §2 Abs. 2, Grundsatz 13 ROG lautet nämlich: „Die geschichtlichen und kulturellen Zusammenhänge sowie die regionale Zusammengehörigkeit sind zu wahren. Die gewachsenen Kulturlandschaften sind in ihren prägnanten Merkmalen sowie mit ihren Kultur- und Naturdenkmälern zu erhalten.“ Darin sind nach Ansicht des Bundesnaturschutzgesetzes „historische Kulturlandschaftsstellen von besonderer Eigenart und Schönheit und schützenswerte Bau- und Bodendenkmäler zu bewahren.“

 Gefühlte Ausdehnung der Soers wegen optischer Eingrenzung durch die Autobahn; die Ausdehnung der Soers reicht aber bis zum Landgraben bei Paulinenwäldchen.
 
Soers im Wandel moderner Zeit
 
In einer Stellungnahme vom 13.2.2008 kommt der Fachbereich Umwelt der Stadtverwaltung Aachen zu folgendem Schluß in der ökologischen Bewertung der Stellplatznutzung auf der Fläche am Eulersweg für den Sportpark Soers: "Die Soers unterliegt durch zahlreiche Nutzungsansprüche und Planungen derzeit einigen Belastungen. Die Lage des als landwirtschaftliches Grünland genutzten (Parkplatz-)Grundstückes liegt im weiteren Auenbereich des Wildbachs, einem wesentlichen Strukturelement der Soers, und sollte deshalb nicht bebaut oder versiegelt werden....Da der ALRV ein sehr starkes Interesse an der Nutzung der Fläche (am Eulersweg) - nicht zum Parken, sondern als Abstellfläche während der Turniere bekundet hat, ist davon auszugehen, daß sie auch dann einer temporären Nutzung zugeführt wird, wenn hier keine Stellplatzanlage errichtet wird."
 
Kulturlandschaft als historisches Erbe wertschätzen und pfleglich behandeln ist dann nachhaltig, wenn sichergestellt ist, daß auch zukünftige Generationen, also unsere Kinder noch Freude an dem Landschaftsschutzgebiet Soers haben können. Allerdings hat die angrenzende Stadt Aachen, zu der die Soers als Stadtteil der Gemeinde Laurensberg gehört, Bedürfnisse gegenüber dieser Gegend, die über die Respektierung eines historischen Zeugnisses hinauszugehen scheinen. Folglich muß akzeptiert werden, daß Landschaft transitorisch ist, d.h. sich verändert. Eine zukunftsträchtige Gestaltung muß aber historische Wurzeln, Strukturen der landwirtschaftlichen Bodennutzung und die Bedürfnisse der gesamten Mitwelt in der Soers, also der typischen Flora und Fauna einerseits und der menschlichen Heimat der Soerser andererseits integrieren, ohne die Eingriffsgelüste der gesamten Gesellschaft z.B. in Form des Ausbaus des Sportparks Soers oder des "Weißen Weges" im Pferdelandpark Soers zwecks Naherholung zu ignorieren.
 
 
 
 "Thron Karl´s" als Kunstwerk im Sartoriusweiher aus Anlaß der Ausstellung "Temporäre Gärten"