Geographie

Lage der Ortschaft

Der Stadtraum Aachen wird im Norden durch die städtischen Parkanlage Lousberg begrenzt. Dieser erhebt sich mit einer Höhe von 263 m über die Innenstadt und ist mit dem ehemaligen Wasserturm Belvedere weithin als markante Landmarke sichtbar. Auf der stadtabgewandten Seite des Berges öffnet sich mit der Soers das offene Land bis weit in die niederländische Provinz Limburg. Dabei  liegt  die tiefste Stelle des Aachener Kessels mit 140 m über dem Meeresspiegel im Wildbachtal der Soers.  Lousberg und Soers als gute Nachbarn sind aber von sehr unterschiedlichem Alter:  Der Berg ist etwa 70 Millionen Jahre alt, während  die Soers als Lößboden an seiner Nordflanke vor 13.000  Jahren angeweht wurde.
 
Bodenstruktur

Die Soers wurde seit Siedlungsbeginn landwirtschaftlich genutzt. Dementsprechend hat sich der Charakter und die Fläche der Soers mit dem Rückgang der Landwirtschaft verändert. Heute wird die Soers im wesentlichen - abgesehen vom Lousberg - durch Straßen von überregionalen Bedeutung begrenzt. Im Osten bildet die Krefelder Straße, im Süden die Autobahn E 40 und im Westen die Schnellstraße nach Herzogenrath die Grenze.  

Gebiet Soers

Das Tal der Soers reicht vom Lousberg bis zur Berensberger Anhöhe und vom Soerser Weg bis zu alten Bahndamm. Die Krefelder Straße grenzt an den ursprünglichen Osten des Gebietes, sodass die Zugehörigkeit der Sportstätten und der Kleingärtner „Groß Tivoli“ und „Roland“ zu Soers eher eine gefühlte denn eine natürliche Realität ist.
Zum Nutzen der Aachener Stadtbürger ist der früher einsamen, heute von etwa 2000 (mit Randzonen) Haushalten bewohnte Vorort immer wieder einer neuen Nutzung überführt worden. Keine der früheren Generationen hat dabei die Existenz der Soerser Landschaft aufs Spiel gesetzt, wenn auch der Wegzug mancher Gärtnerei (Ott, Weyermann, Bayarts), die Realisierung von vierspurigen Autobahnen ( A4; Kohlscheider Straße; Krefelder Straße), der Bau der JVA, der Kläranlage und mancher Neubausiedlung, aber auch die Anlage der Bevölkerung dienlicher Großsportstätten und Umnutzungen von Altbauten (Kongreßzentrum Schloß Rahe; Elsa und St.-Raphael-Ausbau) stets wirtschaftlichen und sozialen Einfluß auf die Vorliebe der Menschen für ihre Heimat Soers genommen haben. Dennoch sind wesentliche Bestandteile der Kulturlandschaft und der Präsenz von eigenartiger Fauna und Flora sinnlich erlebbar geblieben. Das liegt u.a. auch an den vom Menschen geschaffenen, z.T. unter Denkmalschutz stehenden Einzelgebäuden, denen eine konkrete Geschichte zugeordnet werden kann und deren Architekten und Baumeister bekannt sind. Diese bisher nur als Einzeldenkmäler betrachteten Höfe, Mühlen, Landsitze und Industrieanlagen sollen durch Erhalt der Aufmerksamkeit für den Landschaftsschutz in einer Gesamtsicht des Soerser Gebietes als landschaftsprägende Elemente mit Naturgegebenheiten vernetzt bleiben, damit die chronologischen Abfolgen in der Entwicklungsgeschichte des Tales vor Ort ablesbar bleiben.
 
 

Das Reich der Zwerge

Der Aachener Dichter Ludwig Strauss hat seiner Vaterstadt den Ort seiner ersten poetischen Erfahrungen, die Soers ans Herz gelegt, als er vom Balkon dieser parabolischen Landschaft, der Buchen-Allee des Lousbergs aus wie folgt schwelgte (posthum 1959 publiziert):

Am Rande meiner Vaterstadt erhebt sich ein nicht eben hoher Berg, dessen Schönheiten – wohlgeordnete Gartenanlagen und reicher Baumbestand, schattige Alleen und verschlungene Pfade, weite Ausblicke über die Stadt und ihre Umgebung – ich als kleiner Junge auf vielen Spaziergängen an der Hand der Erwachsenen und mit ihnen zusammen genoß. Aber zwei wunderbare Eigenschaften des Berges genoß ich für mich allein und verschwieg sie den Erwachsenen, wie ich ihnen meine wachen Träume verschwieg. Die eine bestand darin, dass von einem viel begangenen Weg ein anderer, immer leerer, nahe dem Kamm, abzweigte und mit leichter, kühner Biegung, gar nicht weit von uns, geradewegs in den Himmel mündete. Daß niemand ihn beging, war verständlich, denn nach wenigen Schritten hätte der Waghalsige, der es doch unternahm, beginnen müssen zu fliegen. Wer aber der Kurve des Weges in der rechten Art sich anvertraute, musste wohl auch von ihr beschwingt werden und in die Himmelfahrt wie auf sanften Gleisen hinübergleiten. Später einmal würde ich es versuchen!- Die zweite geheime Eigenschaft des Berges war, dass seine der Stadt abgewandte Seite unmittelbar an das Reich der Zwerge grenzte. Hier nämlich führt am Bergfuß hin eine breite Buchenallee, von der eine steile Böschung in weites ebenes Land abfiel. Die Wege dieser Ebene waren entfernt genug, um alle Menschen und Tiere, die sich auf ihnen bewegten, winzig klein erscheinen zu lassen, und nie näherte sich von den Bauern, die auf dem Felde arbeiteten, einer so dem Auge, dass er das Bild gestört hätte. Dicht unter der Allee lag ein verlassener Garten mit einem Weiher, an dessen Ufer ein sauberes, weißes, mit roten Ziegeln gedecktes Häuschen stand, dies nun wirklich so klein, dass nur Zwerge darin hätten wohnen können. Oft beugte ich mich über das Geländer, halb in Furcht und halb in Hoffnung, dass die immer verschlossene Tür einmal aufgehn und einer der Zwerge heraustreten würde, nah genug, um Blicke und Worte mit ihm zu wechseln.- Aber das Geländer hielt ich fest mit beiden Händen, um nicht dem nahen, fremden Reiche zu verfallen.

Balkon der Soers Buchenallee 1953